Heute habe ich gelesen: „20 bis 30 % der CO2-Emissionen weltweit seien der Lebensmittelversorgung geschuldet.“ Nicht zum ersten Mal lese ich von dem Anteil, den die Landwirtschaft zur Klimakrise beiträgt. Und wie jedes Mal stellt sich mir die Frage, ob denn die Produktion von Wein in heutigen Zeiten überhaupt noch verantwortungsvoll ist. Lebensmittel sind, wie der Name ja schon sagt, lebensnotwendig. Aber ist es Wein auch?
Artenvielfalt durch Kulturlandschaft
Ein weiterer Artikel, den ich heute gelesen habe, beschäftigt sich mit der Bedeutung von Weinbaulandschaften als wertvoller Lebensraum für den Steinkauz. Der stark gefährdete Vogel findet nur noch auf Streuobstwiesen, in Parks und eben in Weingärten ausreichend Nahrung. Er ist nicht das einzige Tier, das die speziellen Bedingungen im Weinberg für sein Überleben braucht, auch viele Insektenarten und Eidechsen haben ihre Lebensweise daran angepasst. Die Bewirtschaftung von Flächen für die Weinproduktion leistet, richtig durchgeführt, also einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt. Diese wiederum ist notwendig für ein natürliches Gleichgewicht im Ökosystem, durch welches kein Organismus überhandnehmen kann.
Kreativität und Geselligkeit
Wenn es ums Überleben geht, wird die Weinbranche kreativ: Ein Phänomen, das mir während meines momentan vermehrten Social-Media-Konsums immer wieder begegnet, sind verschiedene Online-Weinverkostungen. Gemeinsam mit Winzerinnen, Sommeliers oder Weinliebhabern kann man jetzt im Wohnzimmer sitzen und über Zoom oder Skype seine Lieblingsweine verkosten. So kann man auch in schwierigen Zeiten wie der aktuellen Coronakrise gesellig beisammensitzen.
Was mich an dieser Idee begeistert ist, dass man auch in Krisenzeiten sein Leben genießt. Und dadurch weiterhin Kraft findet, sein Bestes zu tun. Genau so würde ich mir auch unser Vorgehen in der Klimakrise wünschen: Lustvoll leben, aber dabei verantwortungsvoll sein.
Verantwortungsvoll heißt für mich auf Seiten der Konsumenten beim Weineinkauf z. B. regionale Weine zu bevorzugen, lieber Qualität zu kaufen als Quantität und sich mit dem Weingut zu beschäftigen, von dem die Weine bezogen werden: wird Wert gelegt auf eine nachhaltige Produktion und sind die Weine vielleicht sogar entsprechend zertifiziert? Lustvoll, dass man mit Freunden gemeinsam zu Abend isst, dazu eine Flasche Wein aufmacht und über die Weine spricht (aktuell über Zoom etc.) oder sein Glas Wein zu einem guten Buch in den gemütlichen vier Wänden genießt.
Über die Verantwortung, die die Winzerinnen tragen müssen, berichte ich ausführlich in unserer Blogartikelserie „Herausforderungen im Weingarten zu Zeiten der Klimakrise“.
Wer mehr über den Zusammenhang von Artenvielfalt und das Coronavirus lesen möchte, den empfehle ich folgenden Artikel: https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-zoonose-artenschutz-100.html